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Graz, 12. Februar 2025
Mit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts wachsen die steirischen Städte rasant. Bahnhöfe, Museen, Waren- und Kaffeehäuser, Parks und Hotels prägen das Stadtbild, neue Verkehrsmittel revolutionieren die Mobilität. Das Bürgertum – Kaufleute, Beamte, Ärzte, Juristen und Industrielle – wird zur treibenden wirtschaftlichen und kulturellen Kraft. Dies zeigt sich nicht nur in Graz, das um 1880 bereits über 100.000 Einwohner zählt, sondern auch in den Städten der Region und der heutigen slowenischen Štajerska. Die Jahresausstellung Bühnen des Bürgertums im Museum für Geschichte wirft einen umfassenden Blick auf diese Epoche und deren Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben.
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Walter Feldbacher, Kurator der Ausstellung, Bettina Habsburg-Lothringen, Leiterin des Museums für Geschichte, Josef Schrammel, kaufmännischer Geschäftsführer Universalmuseum Joanneum, Ulrich Becker, Kurator der Ausstellung, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
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Die Ausstellung führt durch fiktive Stadtlandschaft und in die ländliche Steiermark, die zentrale Orte des gesellschaftlichen Lebens um 1900 veranschaulichen: Bahnhof, Straßen & Plätze, Kaffeehaus, Oper & Theater, Hotel, Warenhaus, Museum, Schule & Universität, Rathaus, Zeitungsredaktion, Verein, Park, Sommerfrische, Kurort, Adria und schließlich Friedhof. Anhand dieser Stationen beleuchtet Bühnen des Bürgertums, wie Architektur, Infrastruktur und soziale Dynamiken das Leben der steirischen Bürger*innen um 1900 prägten.
„Alles, was wir an Graz schätzen – die Oper, der Geidorfplatz und viele andere Orte – wurde in dieser Zeit angelegt. Das gilt auch für die Bezirkshauptstädte. Vieles, was wir heute kennen, entstand um 1900“, so Bettina Habsburg-Lothringen, Leiterin des Museums für Geschichte.
Der Bahnhof – das Tor zur Stadt
Wer um 1900 eine fremde Stadt betritt, ist zuvor häufig aus einem Zug gestiegen. Auf dem Weg in die Stadt bildet der Bahnhof eine pulsierende Übergangszone. Der Bahnhof entwickelt sich im 19. Jahrhundert nicht nur zu einem komplexen Funktionsbau, sondern bildet mit seinem Vorplatz auch das Tor zur bürgerlichen Stadt.
Der erste Eindruck ist wichtig: Neu angelegte Straßen führen ins Stadtzentrum – so auch in Graz, wo der Hauptbahnhof seit 1844 Ankunftsort für Reisende ist. Die Annen- und die Keplerstraße werden als Verbindungslinien in die Stadt eigens angelegt. Und auch außerhalb der Hauptstadt werden mit dem Ausbau des Bahnnetzes in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts Orte zu Reisedestinationen. Der Bahnhof wird zum Stolz kleinerer Städte und Märkte, ein für alle sichtbares Symbol des Fortschritts.
"Das Bürgertum war oft und gerne auf Reisen und je mehr Koffer jemand besaß, desto höher war auch der soziale Status. Ein Koffer wurde ähnlich bewundert wie ein Pokal“, so Kurator Ulrich Becker.
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Auch die fiktive, verdichtete Stadt in der Ausstellung betritt man durch den Bahnhof. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
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Die Zeitungsredaktion – Macht über Meinungen
Auch eine Zeitungsredaktion gehört zur zwingenden Infrastruktur des modernen Lebens. Sie ist Knotenpunkt in einem Netzwerk von Informationen. Wer hier sitzt, hat die Macht, Weltbilder und Meinungen zu prägen.
Der Arbeitsalltag der Redakteure ist vielseitig: Sie schreiben über Politik und Kultur, verfassen Gerichts- und Katastrophenberichte. Für die geneigte Leser*innenschaft werden Sozialreportagen und Fortsetzungsromane geboten. Anzeigen von Hochzeiten und Geburten runden die Berichterstattung ab. Die Redaktionen befinden sich in gut erreichbarer städtischer Lage, nahe bei Papierfachhändlern und Druckereien. Die Produktion der Zeitungen baut auf die Rationalisierung und Technisierung der Zeit.
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Schreibmaschinen, Druckplatten und Fotografien erinnern an das hektische Treiben in den Redaktionen. Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
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Die Kuranstalt – Zentrum für Gesundheit und Erholung
Um 1900 wachsen außerhalb der Städte Kurorte als Kompetenzzentren ärztlicher und therapeutischer Versorgung heran. Auf der Basis von Thermal- oder Heilquellen werden hier Bäder, Trinkkuren oder Inhalationen angeboten.
Neue Architekturen wie Badehäuser, Trink- und Wandelhallen werden für medizinische Anwendungen geschaffen. Für die Unterbringung der Gäste, die gern zwei bis drei Monate bleiben, Hotels und Logierhäuser, Restaurants, Wanderwege und Ballsäle sowie Theater und Casinos.
In der Steiermark wächst in Bad Gleichenberg schon seit den 1830er-Jahren ein komfortables Villen- und Hotelquartier heran.
Die Ausstellung thematisiert die rechtlich untergeordnete Stellung der Frauen ebenso wie ihren Ausschluss von politischer Teilhabe und Vereinstätigkeit bis 1918. Zitate und Zeitungsannoncen geben Einblick in den Alltag von Dienstleuten, Straßenkehrern, Stubenmädchen und Logendienern – jenen, die das bürgerliche Leben ermöglichen.
Die Schau endet mit dem Attentat von Sarajewo im Juni 1914, das die bürgerliche Gesellschaft erschüttert.
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Bühnen des Bürgertums Eine steirische Stadt-Land-Partie um 1900
Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz Eröffnung: 13. Februar 2025, 19 Uhr Laufzeit: 14. Februar–2. November 2025 Kuratiert von Ulrich Becker und Walter Feldbacher Ausstellungsgestaltung: Robert Rüf und Larissa Cerny BILDMATERIAL ZUM DOWNLOAD finden Sie unter folgendem Link: BÜHNEN DES BÜRGTERTUMS
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Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung!
Mit herzlichen Grüßen
Daniela Teuschler +43/664/8017 9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at
Stephanie Liebmann +43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at
Eva Sappl +43/699/1780-9002, eva.sappl@museum-joanneum.at
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