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Die Ausstellung "Alles Arbeit" im Museum für Geschichte thematisiert aktuelle Fragen nach gesellschaftlicher Verteilung von Arbeit ausgehend vom Fotoarchiv Egon Blaschka

Graz, 29.02.2024

 

Aus etwa 60.000 Presse-Fotografien des Betriebsarchivs von „Foto Blaschka“ hat das Ausstellungsteam Eva Tropper, Astrid Aschacher und Samuel Hofstadler die Fotos für die Ausstellung ausgewählt. Gezeigt werden Bilder weiblicher Arbeit in der steirischen Nachkriegszeit, wobei es nicht nur um eine Geschichte der Erwerbstätigkeit von Frauen geht, sondern auch um ein gleichwertiges Sichtbarmachen der unbezahlten, aber unverzichtbaren Formen von Sorgearbeit, die in den 1950er- und 1960er-Jahren ganz selbstverständlich von Frauen erwartet worden sind.

v.l.: Samuel Hofstadler (wissenschaftliche Mitarbeit), Kuratorin Eva Tropper und Astrid Aschacher (kuratorische Mitarbeit) mit Marko Mele (wissenschaftlicher Direktor des Universalmuseums Joanneum), Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Historische Fotografien von systemrelevanter Arbeit
„Die Frage nach dem Arbeitsbegriff steht im Zentrum der Ausstellung“, so Kuratorin Eva Tropper. „Wir sind es gewohnt, unter ‚Arbeit‘ vor allem diejenigen Tätigkeiten zu verstehen, für die es einen Lohn gibt. Dabei geht die gesellschaftlich notwendige Arbeit weit darüber hinaus.“ Die Ausstellung versucht daher, die übliche Hierarchie zwischen unterschiedlichen Formen von Arbeit zu vermeiden – auch gestalterisch. Die Fotografien sind in unterschiedlichen Formaten bis hin zu lebensgroßen Prints zu sehen und zum Teil überlappend gehängt – denn oft hätten sich Formen bezahlter und unbezahlter Arbeit im Leben von Frauen überlagert.

 

Die Schau zeigt zahlreiche Bilder erwerbstätiger Frauen – aus unterschiedlichsten Bereichen: von der Industrie über die Landwirtschaft bis hin zu Dienstleistungsbranchen. „Weibliche Berufstätigkeit war in den 1950er- und 1960er-Jahren stärker ausgeprägt, als das in unseren Vorstellungen von dieser Zeit präsent ist“, so Astrid Aschacher. „Wenn man sich ansieht, welche Formen weiblicher Erwerbsarbeit besonders häufig fotografiert worden sind, dann ist das vor allem jener Bereich, der seit der Corona-Pandemie als systemrelevante Arbeit bezeichnet worden ist: Fotos von Frauen in Gesundheitsberufen, in der Pflege, bei Reinigungsarbeiten, in den Schulen und Kindergärten. Wir versuchen, in der Ausstellung wertschätzend auf unterschiedlichste Bereiche zu schauen, in denen Frauen tätig waren – und sind.“

Die Fotoausstellung stellt weibliche Arbeit ins Zentrum, wobei es nicht nur um Erwerbsarbeit geht, sondern auch um das Sichtbarmachen von unbezahlter Arbeit, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Familiäre Sorgearbeit – Geschichte einer Entwertung?
In gleichem Maß beschäftigt sich die Ausstellung mit Bildern unbezahlter Arbeit – und dem gesellschaftlichen Blick auf sie. Die Geschichte familiärer Sorgearbeit sei auch die Geschichte einer Entwertung. Mit der Technisierung von Hausarbeit etwa ging die Vorstellung einher, dass sich diese immer mehr von selbst erledige – von der Waschmaschine bis zum ‚Smart Home‘. Dabei zeigen Studien, dass das Gesamtvolumen unbezahlter Arbeit kaum abgenommen hat. In der gesellschaftlichen Wahrnehmung gab es aber zunehmend weniger Anerkennung für sie. Unbezahlte Sorgearbeit wurde immer mehr zu etwas, was ‚nebenher‘ erledigt werden sollte. Die Ausstellung thematisiert insbesondere die steigenden Mehrfachbelastungen und doppelten Leistungserwartungen, die damit vor allem für Frauen verbunden waren – und sind. „Es ist die Vorgeschichte unserer heutigen Debatten“, so das Ausstellungsteam. Diskussionen um „Gender Pay Gap“, „Teilzeitfalle“ oder „Pensionslücke“ zeigen, wie sehr die Verteilung unbezahlter Arbeit auch heute noch geschlechtsspezifischen Vorstellungen folgt.

 

Ein anderer Blick auf Pressefotografie
Die Ausstellung unternimmt zugleich den Versuch, für die historischen Verwendungsweisen der Fotos zu sensibilisieren. Produziert wurden sie im Wesentlichen für die Tagesberichterstattung einer Lokalredaktion: Die Agentur „Foto Blaschka“, gegründet vom Pressefotografen und Journalisten Egon Blaschka, war ab den frühen 1950er-Jahren für die Kleine Zeitung tätig gewesen. In den späten 1980er-Jahren wurde das Betriebsarchiv vom Joanneum angekauft. „Die meisten der Bilder sind nie veröffentlicht worden, denn ausgewählt wurden immer nur einige wenige. Es macht aber einen Unterschied, welche Bilder es ‚in die Zeitung geschafft‘ haben – denn diese prägten auch das Bildgedächtnis der Menschen“, so Eva Tropper. Gemeinsam mit Samuel Hofstadler vom Arbeitsbereich für Kultur- und Geschlechtergeschichte der Universität Graz wurden die Bilder in den historischen Ausgaben der Kleinen Zeitung recherchiert. „Diese Auswahlprozesse erzählen uns etwas über den gesellschaftlichen Blick auf weibliche Arbeit in der Nachkriegszeit“, so Samuel Hofstadler.

Die Ausstellung zeigt die Vorgeschichte unserer heutigen Debatten: "Gender Pay Gap", "Teilzeitfalle" oder "Pensionslücke", Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Ein Zufallsbefund: die Pressefotografin Erika Blaschka
Bei den Recherchen zur Ausstellung stellte sich heraus, dass die Agentur „Foto Blaschka“ ab den späten 1950er-Jahren von Erika Blaschka, der Ehefrau des Gründers, geführt wurde. Sie war nicht nur für den Betrieb und die Ausbildung von Lehrlingen und Gesellen zuständig, sondern fotografierte auch selbst. Diese Tatsache ist für das männlich dominierte Feld der Pressefotografie in der Nachkriegszeit außergewöhnlich. Erika Blaschka hat zugleich aber auch die familiäre Sorgearbeit und Betreuungsaufgaben für zwei kleine Kinder übernommen – und ist bis heute unsichtbar geblieben. In ihrer Biografie spiegelt sich damit auch eine übergreifende weibliche Geschichte. Im letzten Raum der Ausstellung wird sie daher besonders gewürdigt. 

 

Kooperation mit dem Kunsthaus Graz
Das Thema ‚Arbeit‘ beschäftigt das Universalmuseum Joanneum 2024 auch darüber hinaus. Am 30. April wird im Kunsthaus Graz die Ausstellung 24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung eröffnet, die sich mit Tendenzen der gegenwärtigen Arbeitswelt beschäftigt. Die Klammer zwischen den beiden Ausstellungen bildet eine Projektion des Essayfilms Kein Wunder, einer künstlerischen Intervention in das Fotoarchiv Blaschka von Lia Sudermann und Simon Nagy, die in beiden Häusern zu sehen sein wird.

 

 

Veranstaltungshinweise

 

Kuratorinnenführungen mit Eva Tropper und Astrid Aschacher
8. März, 22. März und 12. April

 

Das bisschen Haushalt ... Weibliche Arbeitswelten in den 1950er- und 1960er-Jahren in der Steiermark
Fixführung, jeden Sonntag um 11 Uhr

 

Pflegen und gepflegt werden – Was würde ich wollen?
Impulsführung und Mini-Workshop im Rahmen der Ausstellung in Kooperation mit Projekt Pflegestützpunkt, Radio Helsinki – Freies Radio Graz
26. April, 18 Uhr

 

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Alles Arbeit
Frauen zwischen Erwerbs- und Sorgetätigkeit, Fotoarchiv Blaschka 1950-1966

 

Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz
Eröffnung: 01.03.2024, 19 Uhr
Laufzeit: 02.03.2024–12.01.2025
Kuratiert von Eva Tropper
Kuratorische Mitarbeit: Astrid Aschacher
Wissenschaftliche Mitarbeit: Samuel Hofstadler

 

www.museumfürgeschichte.at

 

 

Den ausführlichen Pressetext und Bildmaterial zum Download finden Sie unter folgendem Link:
ALLES ARBEIT

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Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung!

 


Mit herzlichen Grüßen


Daniela Teuschler

+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann

+43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at

Eva Sappl

+43/699/1780-9002, eva.sappl@museum-joanneum.at