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Die Ausstellung "1934. Preis und Wert der Demokratie" im Museum für Geschichte zeichnet den Weg hin zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten nach

 

Graz, 05.02.2024

 

Von der Errichtung der demokratischen Republik bis zum Bürgerkrieg und zur Machtergreifung der Nationalsozialisten: Die Ausstellung 1934. Preis und Wert der Demokratie führt durch entscheidende zeitgeschichtliche Momente in Graz und der Steiermark in den 1930er-Jahren. Sie zeigt die politische Radikalisierung, wirtschaftliche Krisen und Autoritarismus-Tendenzen, die bis heute relevant sind.

 

Die Kuratoren der Ausstellung "1934. Preis und Wert der Demokratie" Heimo Halbrainer und Helmut Konrad (v.l.) mit Bettina Habsburg-Lothringen, Leiterin des Museums für Geschichte, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Im Februar 1934 herrscht auf Österreichs Straßen Bürgerkrieg. Bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen den Wehrverbänden der politischen Parteien – der „Heimwehr“ und dem „Republikanischen Schutzbund“ – fordern mehrere Hundert Todesopfer. Die Ereignisse im Jahr 1934 bilden ein zentrales Moment auf dem Weg von der Proklamation der Republik 1918 hin zum Ende der staatlichen Existenz Österreichs durch den Einmarsch deutscher Truppen im Jahr 1938. In der Ausstellung werden die Ereignisse dieser Zeit nachgezeichnet.

 

Den Ausgangspunkt der Schau, die sich in der Hofgalerie des Museums für Geschichte erstreckt, bildet der Zerfall der Habsburgermonarchie und seine unmittelbaren Folgen: die Errichtung einer demokratischen Republik und die Schaffung eines demokratischen Staatswesens, der Wahlsieg der Sozialdemokratie bei den ersten Wahlen, die oft schmerzvolle Klärung der Grenzfragen u. a. in der Steiermark, die Etablierung sozialer Maßnahmen sowie die Formulierung einer neuen Verfassung.

 

Die zunehmende militärische Aufrüstung der parteinahen Organisationen im Verlauf der 1920er-Jahre wird in der Ausstellung mit Blick auf die Steiermark nachgezeichnet, wo es mit „Heimwehr“ und „Republikanischem Schutzbund“ zu einer politischen Radikalisierung und einer Ausbreitung der Gewalt als Mittel der Politik kommt. Ökonomische Krisen lassen den Staat noch instabiler werden und befördern in den 1930er-Jahren den Aufstieg der Nationalsozialisten in Deutschland und in Österreich, wo eine Abstimmungspanne zu weitreichenden Konsequenzen führt: zur Ausschaltung von Parlament, Verfassungsgerichtshof und Pressefreiheit, zum Parteienverbot und zur Verfolgung der politischen Gegner, zur Wiedereinführung der Todesstrafe und Verhängung des Standrechts, schließlich zum Bürgerkrieg und autoritären Ständestaat.

Die Ausstellung 1934. Preis und Wert der Demokratie zeichnet den Weg hin zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten nach, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

"Die Ausstellung gliedert sich in vier Themenblöcke: vom Kampf für bzw. gegen die Demokratie, über Zeitzeug*innen-Interviews bis hin zur Zerstörung der Demokratie und ihrem Ende. Der letzte Teil stellt dabei einen Übergang zur Ausstellung Warum? Der Nationalsozialismus in der Steiermark dar", sagt Heimo Halbrainer, wissenschaftlicher Leiter des Vereins CLIO.

 

Eben weil die Ausstellung auch als vielfach nachgefragter Vorspann zur NS-Ausstellung des Museums für Geschichte konzipiert wurde, lehnt sich die Gestaltung an diese an: So werden die einzelnen Kapitel mithilfe von Objekten und Texten, historischen Fotografien und Plakaten sowie Wochenschauberichten und in den 1980er-Jahren aufgezeichneten Zeitzeug*innen-Interviews aufbereitet. Immer wieder zentral sind dabei die konkreten Bezüge zu Graz und zur Steiermark.

 

"1934 hat einen Gegenwartsbezug, auch wenn wir ihn uns nicht wünschen. Einiges aus der Ausstellung kommt einen gefährlich bekannt vor. Das möchten wir zeigen und setzten dabei auch stark auf ein umfangreiches Vermittlungsprogramm für Schulen", sagt die Leiterin des Museums für Geschichte Bettina Habsburg-Lothringen.

 

Autoritäre Machtbestrebungen damals wie heute

Innerhalb und außerhalb Europas gewinnen heute autoritäre Tendenzen an Bedeutung, weil gewählte Staatsoberhäupter und deren Parteien die Demokratie zum Zwecke des Machterhalts aushöhlen. Sie äußern sich etwa in der Konzentration politischer Macht in den Händen weniger, im Zurückdrängen von Minderheitenrechten, in der Kontrolle und Steuerung von Medien und Justizwesen. Ziel der Ausstellung ist es vor diesem Hintergrund auch, den Blick für antidemokratische Erzählungen in der Gegenwart zu schärfen und das Bewusstsein für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie zu fördern.

 

"Wir stellen ein neues brennendes Interesse am Thema fest. Sich mit dem Nationalsozialismus zu beschäftigen ist nicht länger nur eine reine Pflichtübung, sondern wir als Gesellschaft sehen aktuell Ähnlichkeiten zu dieser Zeit in den 1930er-Jahren. Wir erleben verstärkt Ausgrenzung, strenges Schwarz-weiß-Denken und Antisemitismus", sagt der Historiker Helmut Konrad

Ziel der Ausstellung ist es auch, für die Wirkungsweisen und Mechanismen autoritärer Systeme zu sensibilisieren, den Blick zu schärfen für antidemokratische Erzählungen in der Gegenwart, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Veranstaltungshinweis

Im Kontext der Ausstellung werden zudem Vorträge und Lesungen stattfinden, weitgehend getragen von der Initiative „Zukunft braucht Erinnerung“, die für den ganzen Monat Februar ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm zum Thema „Österreich 1933/34“ zusammengestellt hat.

Als erste Veranstaltung findet am 7. Februar das Symposium Österreich 1933/34. Die Gefährdung der Demokratie und Menschenrecht einst und jetzt von 9 bis 16 Uhr im Museum für Geschichte statt.

 

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1934. Preis und Wert der Demokratie
Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz

Eröffnung: 06.02.2024, 19 Uhr

Laufzeit: 07.02.–26.05.2024
Kuratiert von Heimo Halbrainer und Helmut Konrad

In Kooperation mit CLIO – Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit

 

www.museumfürgeschichte.at

 

 

Einen ausführlichen Pressetext samt historischem Abriss sowie Bildmaterial zum Download finden Sie unter: 1934. Preis und Wert der Demokratie

 

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Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung.

 

 

Mit herzlichen Grüßen

 

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann
+43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at

Eva Sappl
+43/699/1780-9002, eva.sappl@museum-joanneum.at